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Wanderfahrt an die Ruhr
vom 18.06.03 - 22.06.03

Um das mal voraus zu schicken: Gut, wir wussten, Tagesetappen von ca. 20 km, mäßige Strömung und zwei bis vier Wehre zu umtragen. Dennoch soll die Ruhr in der Literatur als sehr lohnend dargestellt sein (der diese Literatur verbrochen hat, hat die Ruhr noch nie bei heftigem Gegenwind befahren und die Wehre mit einem Zehner- einem Siebenercanadier und einem Christoph auf mehrere hundert Meter umtragen). Selten war das ‚Schaun wir mal' in der Fahrtenbeschreibung angebrachter!

Aber! Trotz allem will ich auch vorausschicken, der angestrengteste Muskel auf dieser Fahrt war mal wieder der Lachmuskel!

So, und nun geht's los. Die meisten reisten bereits gemütlich am Mittwoch an, Michel steuerte souverän den Vereinsbus mit den Canadiern und pro Person ca. eine Tonne Gepäck zielsicher nach Hohensyburg. Den Campingplatz sollte man sich merken, da muß man nicht unbedingt wieder hin. Wenn ich in der Beschreibung lese, dass es zu den Sanitärgebäuden nur wenige Schritte sind.... glatt gelogen. Na, aber eine große Wiese für uns, auf der auch das neue Zirkus-Sarrasani-Zelt der Autorin dieses Artikels Platz fand. (Das unter Mithilfe dreier Männer erstand und wobei Marin, auch genannt ‚der Eisenbieger', mangels Hammer die Heringe einfach mit der Hand in den Boden schob).Wenn man davon absieht, dass in den lobend erwähnten sanitären Anlagen kein Klopapier stattfand und Traudel beim Aufstellen ihres Vorzeltes fast vom Tisch gefallen wären, den sie sich zu diesem Behufe untergestellt hatte, ging dieser Abend unter Scherzen und Singen (ne, das war später) und Grillen zu Ende.

Der erste Tag ernsthafter Beschäftigung mit Paddeln setzte ein in Fröndenberg mit Ziel Hohensyburg (Campingplatz) ca. 20 km Strecke.

Wer jemals 6-7 Stunden am Stück (gut, mit einer Mittagspause), drei Wehre in oben beschriebener Qualität ohne Strömung und heftigstem Gegenwind im 10er/7er-Canadier (beide auch nicht voll besetzt) gepaddelt bzw. geschleppt hat, fragt sich, warum er sich das, auch noch in seiner Freizeit, antut. Zumal die Ruhr landschaftlich hier ein wenig zu wünschen übrig lässt. Immerhin konnten wir einige landwirtschaftlich-wissenschaftliche Studien betreiben, als wir beim Anblick von einigen am Fluss weidenden Tieren erfuhren: „Das Schwein, das hinten im Nacken einen Höcker hat, ist ein Hängebauchschwein. Das andere ist ein Pferd!"

Der zweite Tag, den wir durchaus mit gemischten Gefühlen angingen (von Hohensyburg nach Wetter, ca. 15 km), gestaltete sich dann dank kürzerer Strecke und weniger Gegenwind und schönerer Landschaft und gutem Italiener in der Mittagspause wirklich schön. So schön, dass einige Hartnäckige, im Gegensatz zu ihrem vorhergehenden Entschluß nach dem ersten Tag, nie wieder Boot fahren zu wollen, sich entschieden, am dritten Tag doch wieder auf's Wasser zu gehen.

Abends gab's dann noch mal Selbstgegrilltes, köstliche Salate (in deren Zubereitung sich in besonderer Weise Marin, Helga und Edith hervortaten).

Auf ganz besondere Weise tat sich allerdings Werner hervor, der einen von Kindern verspielten Fußball zurückkickte und dabei zielsicher unseren Grill zerlegte. Leider (unter Androhung von Zensur und drakonischen Strafen) darf ich nicht unerwähnt lassen, dass es in der Nacht ein Unwetter mit Sturm und Regenguss gab. Die Autorin dieses Artikels bekam in ihrem Zirkuszelt ziemlich Schiss und begab sich ausgerüstet mit einem Notfallköfferchen (Papiere und Mobilfon) und einem Buch in die Mitte ihres Zeltes, um dieses beim Wegfliegen nicht begleiten zu müssen. Böse Zungen behaupten allerdings, dass dieses bei meiner elfengleichen Statur gar nicht möglich gewesen wäre. Na ja!

So, am dritten Tag teilte sich das Grüppchen in Kulturfreunde (davon mögen sie selber erzählen, von Wanderung zur Hohensyburg, Kaiser Wilhelm und so) und unverdrossene Paddler, die sich dann nochmals auf die Ruhr wagten. Und das hat sich gelohnt!

Die Strecke von Wetter bis Kemnater See war die schönste der Fahrt bei wenig Gegenwind und nur zwei Wehren, wobei das letztere besonderer Erwähnung bedarf.

Hier gab es eine Schleuse und obwohl Michel all seinen Charme und Stimmgewalt aufbrachte, durften wir nicht schleusen und schleppten demzufolge wieder alles um. War auch ein Doppelwehr und Christoph schon mal vorausgefahren und kämpfte dann bei heftiger Strömung (da dann schon, wo man's nicht braucht!) am ersten Wehr, wo wir ihn doch am zweiten suchten. Da flogen die vereinsbekannten Wörter tief!!! Nachdem uns Helmut nach langer Suche und was täten wir ohne Handy gefunden hatte fuhren wir dann selig und hungrig nach Hause. Abends bzw. nachts bis morgens durften wir auf dem Campingplatz noch unfreiwillige Teilnehmer von diversen Disko-Partys und Box-Kämpfen werden, aber nachdem sich gegen 6 Uhr morgens auch die letzten Box-Fans ins Koma gelegt hatten, war eigentlich alles wieder ruhig.

Insgesamt gesehen haben wir wieder wundervolle Tage erlebt und einmal mehr bestätigt sich, dass mit viel Humor alles zu ertragen ist und wir hatten unseren Spaß und das ist die Hauptsache.

Anke

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